Romanzement

Natur­ze­mente entstehen durch das Brennen von Kalkmergel, einer natür­lichen Mischung aus Kalkstein mit hohem Tonanteil. Die Ursprünge dieses Prozesses reichen bis ins Jahr 1774 zurück, als die ersten Versuche zur Herstellung von Natur­zement beim Bau des Leucht­turms von Eddystone in England unter­nommen wurden. Im Jahr 1796 erhielt der Engländer James Parker das Patent für „A certain Cement or Terras to be used in Aquatic and other Buildings and Stucco Work“. Er vermarktete den resul­tie­renden Zement als „Parker’s Roman Cement“. Obwohl das entdeckte hydrau­lische Binde­mittel wenig Ähnlichkeit mit dem antiken Opus caemen­titium der Römer hatte – sie nutzten haupt­sächlich Puzzolane vulka­ni­schen Ursprungs für ihre Mörtel – markierte es den Beginn der Entwicklung von Naturzement.

Die beiden Haupt­be­stand­teile, Kalkstein und Ton, werden im Verhältnis von etwa 3:1 gemischt und anschließend bei Tempe­ra­turen von 800 bis 1200 Grad Celsius gebrannt. Dieser Prozess resul­tiert in einem äußerst wider­stands­fä­higen Binde­mittel, das gegen chemische Einflüsse, Frost und Feuch­tigkeit beständig ist. 

Im Laufe der Zeit erhielt dieses Binde­mittel verschiedene Bezeich­nungen wie Romankalk, Engli­scher Zement, Römischer Zement und schließlich Natur­zement. Heutzutage werden die europäi­schen Roman­zemente allgemein als Natur­ze­mente bezeichnet. Europa weist aller­dings, abgesehen von landes­ei­genen Normen in Frank­reich und Spanien, keine einheit­liche Klassi­fi­zierung für Natur­ze­mente auf. Aufgrund von natür­lichen Diver­genzen in ihrer Zusam­men­setzung, bedingt durch geolo­gische Unter­schiede, bieten Natur­ze­mente, trotz scheinbar fehlender Syste­matik physi­ka­lisch-mecha­ni­scher Parameter, eine beacht­liche Vielfalt an Varia­ti­ons­mög­lich­keiten bei der zielge­rich­teten und objekt­spe­zi­fi­schen Herstellung von Mörteln.

Die Herstellung von Natur­ze­menten hat aufgrund der wesentlich niedri­geren Brenn­tem­pe­ra­turen einen gerin­geren CO2-Fußab­druck im Vergleich zu anderen Zement­arten. Das macht Natur­zement zu einem sehr klima- und umwelt­freund­lichen Baustoff.