Manufaktur

Romanzement

Romanzement – was ist das?

Die Ursprünge des Roman­zements reichen bis ins Jahr 1774 zurück, als bei der Errichtung des Leucht­turms von Eddystone im Ärmel­kanal die ersten Versuche zur Herstellung eines hydrau­li­schen Binde­mittels unter­nommen wurden. Ein bedeu­tender Meilen­stein folgte im Jahr 1796, als der Engländer James Parker das Patent auf die Herstellung erhielt. Den herge­stellten Zement vermarktete er als „Parker’s Roman Cement“.

Romanzement als Handelsname

Der Name Roman­zement kam von Parkers Konkur­renten Francis & Wyat, die sich nach Auslaufen des Patents damit vom „Parker Cement“ abheben wollten. Es sollte damit ein Bezug zum bekannten „Römischen Beton“ herge­stellt werden, der zu Recht als Synonym für die Dauer­haf­tigkeit und Resistenz der Mörtel aus der Zeit des Römischen Reiches stand.

Obwohl das damals neu entdeckte hydrau­lische Binde­mittel nur wenig Ähnlichkeit mit dem antiken Opus caemen­ticium der Römer hatte – das vor allem Puzzolane vulka­ni­schen Ursprungs nutzte – markierte es den Beginn der modernen Naturzemententwicklung.

Leuchtturm von Eddystone im Ärmelkanal
Leuchtturm von Eddystone im Ärmelkanal 

Romanzement = Naturzement

Man spricht heute korrek­ter­weise eher von den Natur­ze­menten – denn den Roman­zement als das Binde­mittel gibt es so nicht. Vielmehr handelt es sich um eine große und vielfältige Binde­mit­tel­fa­milie mit naher Verwandt­schaft zu den natür­lichen hydrau­li­schen Kalken (NHL) und äußerst vielfäl­tigen Eigen­schaften und minera­lo­gi­schen Zusam­men­set­zungen.
Trotzdem soll und wird Roman­zement als Begriff und Basis weiterhin Verwendung finden und taucht auch in NCM-Produkten auf.

Naturzement und CO2

Auf Grund der vergleichs­weise niedri­geren Brenn­tem­pe­ra­turen weisen Natur­ze­mente einen deutlich gerin­geren CO₂-Fußab­druck auf als herkömmlich herge­stellte Portland­ze­mente, deren Herstellung Tempe­ra­turen > 1450° Celsius erfordert.

Im Vergleich zu Portland­zement CEM I ist die CO₂-Emission bei der Produktion von Roman­zement um 30 % geringer. Dieser Umwelt­vorteil macht NCM-Mörtel zu einem besonders klima­freund­lichen Baustoff.

Anthrazitkohle – Kalkstein – Tonminerale: Die klassischen Rohstoffe zur Herstellung der Naturzemente
Anthra­zit­kohle – Kalkstein – Tonmi­nerale: Die klassi­schen Rohstoffe zur Herstellung der Naturzemente

Romanzement – was kann er?

Ein Binde­mittel mit faszi­nie­renden Eigen­schaften
Die NCM stellt die Natur­ze­mente in den Mittel­punkt vieler Mörtel­ent­wick­lungen. Die Herstellung der Natur­ze­mente ist der des Portland­ze­ments nicht unähnlich, weicht aber in einigen entschei­denden Details ab.

Die Diver­sität der Natur­ze­mente bei Anwendung als Binde­mittel resul­tiert aus unter­schied­lichen Faktoren, ausgehend vom Basis­roh­stoff Kalkmergel bis zur Verar­beitung im Mörtel:

  • die minera­lo­gische, farbton­be­stim­mende Zusam­men­setzung des Mergels
  • die Brenn­tem­pe­ratur des Brenn­vor­gangs im Ofen (wie bei Kalkherstellung)
  • die Art der Vermahlung und der Grad der Mahlf­einheit (Blaine)

Diese Punkte sind ausschlag­gebend für den gezielten Einsatz verschie­denster Natur­ze­mente sehr unter­schied­licher geolo­gi­scher Herkunft in den NCM-Mörteln.

Grafik: Druckfestigkeit von Zement über 90 Tage.

Basierend auf Mergel als natür­liches Gemenge aus Ton und Kalkstein werden Natur­ze­mente – anders als Portland­zement – unterhalb der Sinter­grenze bei zirka 750 – 950°C gebrannt und anschließend gemahlen.

Die minera­lo­gische Zusam­men­setzung der Natur­ze­mente ist gekenn­zeichnet vom hohen C2S-Gehalt (Belit) und im Gegensatz zum Portland­zement sehr geringen Anteil an C3S (Alit).

Das erklärt seine verhält­nis­mäßig langsame Festig­keits­ent­wicklung über einen Zeitraum von 90 Tagen hinaus und ermög­licht Druck­fes­tig­keiten von über 40 N/mm².

Das für viele Aufga­ben­stel­lungen aber wirklich Einzig­artige der Natur­ze­mente ist die hohe Kapil­larak­ti­vität und Saugfä­higkeit. Für dieses Phänomen ist eine typische Karten­haus­struktur (REM-Bild) verant­wortlich, die sich deutlich von der Nadel­filz­struktur des Portland­ze­ments und der Plätt­chen­struktur des Kalkes abhebt.

Zwei mikroskopische Nahaufnahmen von unterschiedlichen Texturen.

Als Ergebnis hat der Roman­zement nicht die struk­turell wasser­hem­mende Wirkung des Portland­ze­ments und weist nicht die geringe Druck­fes­tigkeit bzw. Wider­stands­fä­higkeit des Kalks auf.

Roman­zement hat aber die hydrau­lische Erhärtung und mecha­nische Stabi­lität des Portland­ze­ments und gleich­zeitig die hohe Feuch­te­trans­port­fä­higkeit der Kalkfa­milie in einem Binde­mittel vereint:
Die perfekte Basis für eine Vielzahl anspruchs­voller
Einsatz­mög­lich­keiten in NCM-Mörteln.